[Rei-­se]die

 

[der Erreichung eines bestimmten Ziels dienende] Fortbewegung über eine größere Entfernung

Herkunft

mittelhochdeutsch reise = Aufbruch, (Heer)fahrt, althochdeutsch reisa = (Heer)fahrt, zu mittelhochdeutsch rīsen, althochdeutsch rīsan = sich erheben, steigen, fallen

Grammatik

 die Reise; Genitiv: der Reise, Plural: die Reisen

 

Soweit der Duden. Und nachdem da ja hoch bezahlte Leute arbeiten (nehme ich jedenfalls mal an), wissen die sicher, was sie da schreiben. 

Ein Ziel erreichen. Aufbruch. Fortbewegung. Ist Reisen nicht so viel mehr? Reisen ist jedenfalls nicht Urlaub machen. Auch wenn der Arbeitgeber da nicht unterscheidet. 

Reisen ist

- wie ein Trüffelschwein, die Nase in die Erde gewühlt, die Essenz eines Landes, einer Umgebung erfassen wollen.

- suchen - das, was einem in genau diesem Land etwas bedeuten könnte, wert, zur Erinnerung zu werden, das einen triggert, das Herz noch Jahre danach kurz stolpern lässt, wenn man sich daran erinnert. Deshalb gefällt mir der Begriff "ein Land besuchen" gut. Immerhin steckt da das Wort "Suchen" schon drin.

- sich ganz einzulassen auf das, was kommt. Die Route geplant, das Überraschende nie. 

 

Nach Jahren von Windelwechseln, Hausbauen, Corona und sonstigen Widrigkeiten merke ich immer deutlicher, dass es mich wieder hinauszieht. Dahin, wo ich als Mensch noch nie gewesen bin. Auf zu den Horizonten, die meine Augen noch nicht gesehen haben.

Nur, womit? Nachdem meine ja nicht ganz unbegründete Flugangst sich nach und nach in Flugpanik wandelte? (Auch wenn zweimal mit einem Flugzeug quasi abzustürzen sämtlichen Wahrscheinlichkeiten widersprechen würde.) Wenn allein der Gedanke, zum Flughafen zu fahren einem den kalten Schweiß auf die Stirn treibt`?

- per Pedes? (Kommt man halt nun auch nicht so wirklich weit)

- per Öffentliche? (Kommt man da echt hin, wo es schön ist? In die Natur?) 

- per Fahrrad? (Ja, ne, ach Leute, ihr kennt mich doch... ich und Fahrrad...)

Wird langsam eng, nachdem weder Motorrad noch Pferd mit/ohne Fuhrwerk zur Verfügung stehen. Bleibt also nur noch das Auto. 

Das traf sich dann ganz gut, dass nach lediglich 22 Jahren mein guter alter Toyota langsam den Geist aufgab. 

 

R.I.P. kleiner Toyota, wo immer du nun sein magst!

Ich fand ihn ja noch quasi fabrikneu, der Typ vom TÜV hatte da allerdings eine andere Meinung  und dazu doch das ein oder andere Bedenken zusätzlich. Ach geh....

Und so kam es, dass wir uns im Frühjahr 2023 aufmachen, eine zum Camper ausbaufähige Hochdachkombi zu suchen. Irgendwas, zum drin schlafen groß und für meinen Alltag klein genug. Kein wirklicher Spaß, bei leergekauften Gebrauchtwagenportalen (China hielt streng Haus mit allem was Chip hieß, so dass die hiesige Autoindustrie quasi lahmlag und seit Corona, Flug-Shaming und weil Camping jetzt ja sowieso Vanlife heißt und wieder total voll krass angesagt ist, war alles Brauchbare schon bei Ankunft in den entsprechenden Portalen unmittelbar verkauft. 

Und was uns da alles angeboten wurde...

Wasser-Komplettschaden, gar nicht Vorhandenes, Jahreswägen, deren Preis einem abrupt die Tränen in die Augen trieben. Das machte keine Laune. Umso glücklicher war ich, als ich Anfang März dann über das da stolperte:

- 3 Jahre Jung, ein Vorbesitzer, unfallfrei, 18.400km

- Automatik, Benziner, 122 PS, Reling, sogar Schiebefenster an der Fahrerseite

- und  alles zu einem manierlichen Preis. 

Wo war diesmal der Haken?

Da unsere Laienkenntnisse keine sich direkt aufdrängenden Mängel erkennen konnten und ich bei der Farbe (kastanienbraun) auch nicht gleich schreiend weglief (inzwischen gefällt sie mir sogar immer besser, schillert ganz unterschiedlich, je nach Lichteinfall und wenn jemand ein Päckchen hat... wir liefern aus...) und auch die Probefahrt zufriedenstellend verlief, schlugen wir zu: Caddy Carl zog bei und ein. 

Nachtrag 7/24: Nach fast 1 1/2 Jahren 22.000 km immer noch nix zu beanstanden!