Slowenien 2023- Moment mal! War da nicht was?
Oh ja, da war eine ganze Menge: Starkregen, Überschwemmungen, Erdrutsche. Riesiger Sachschaden, sogar Tote, die auf das Konto der Unwetter - erste Vorboten der Klimakatastrophe? - gehen sollen.
Und da dann Urlaub machen? Spaß haben? Sich erholen?
Klingt makaber...
Wir überlegten hin und her. Die Entscheidung kam schließlich mit der allgemeinen Touri-Info-Seite:
"Kommt! Im Nordwesten ist es sicher - war nie was! Nehmt uns nicht auch noch diese Einnahmen!"
Also fuhren wir. Mit komischen Gefühl im Bauch zwar, aber wir fuhren.
Kurzer Zwischenstopp auf der Hinfahrt am Ossiacher See / Österreich.
Nur einmal da stehen, wo der große Meister stand. Wenn auch nicht musikalisch!
Dann ging es weiter nach Slowenien, nach BOVEC (sprich [Bowess])
BOVEC
Kaum erreichten wir den Triglav Nationalpark, taten sich fantastische Ausblicke auf. Majestätische Bergmassive um uns herum. Auch wenn Steffen, der den Predil-Pass mit endlosen Haarnadel-Kurven zu bewältigen hatte, nicht so viel davon hatte.
Den Campingplatz "Kamp Polovnik" in Bovec können wir nur empfehlen. Gemütlich übersichtlich, sauber, ruhig, genug Platz und der Platzwart eine Seele von Mensch. Cousinchen nebst Mann und Bulli waren auch schon vor Ort.
Die Jungs machten es sich mal wieder im Zelt gemütlich, in schlief in Karlchen. Wenn das mal keine Aussicht zum Frühstücks-Kaffee ist, oder?
Der erste Ausflug ging an den Virje-Slap - den
Virje Wasserfall
Familienfreundlich, hieß es. 1 - 2 Stunden. Aha...
Wir schlitterten und rutschten eine gefühlte Ewigkeit über steinige Lehmwege, stiegen über umgefallene Bäume und freuten uns, keinen nörgelnden Vierjährigen, sondern nur einen nörgelnden 15Jährigen dabei zu haben - den musste man wenigsten nicht mehr tragen.
Der Wasserfall war schön, wenn auch ziemlich überlaufen (es gibt 5 Gehminuten davon einen Parkplatz), das Wasser erfrischend (Bitte nicht baden...). Wir liefen noch weiter zum kleinen Stausee und den Quellen des Glijun Baches.
Der Rückweg wurde dann erneut zur Tortur: Brennende Hitze, gut befahrene Autostraße, jeder Schritt abwärts nach Bovec knallte einem in den Rücken. Familienfreundlich stellten wir uns definitiv anders vor.

Als Entschädigung gönnten wir uns am Abend mit N. und C. eine Pizza direkt hinterm Campingplatz. Den nächsten Tag verbrachten wir beim Einkaufen im klimatisierten Supermarkt (leckeren slowenischen Honig und Melone geshoppt) und an der - nennen wir es mal "frischen" - Socca. (Das ist der Fluss in dessen Tal - dem Socca Tal- unsere erste Reisebase Bovec liegt. Das Wasser kommt direkt aus den Gletschern in den Bergen.)
Das Grünblau des Flusses wirkt durch den weißen Flussgrund (zermahlener Kalk) fast unwirklich - einfach magisch!
Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug in die Tolmin-Schlucht. Hier treffen neben den Flüssen Tolminka und Zadlascica auch jede Menge Touris aufeinander. Wir hatten Glück und mussten mit dem Einlass nicht warten (Karten sollte man in der Hauptsaison besser online reservieren, nur muckte Steffens Heimatbank deshalb und machte die Transaktion unmöglich.)
Tolmin Schlucht
Über diese Brücke dort oben (bezeichnenderweise "Teufelsbrücke" genannt) würden wir heute noch gehen.
Es ginge also noch hoch hinaus- wieder in praller Sonne. Doch jetzt genossen wir erst einmal die wunderbare Kühle, die in der Klamm vom türkisfarbenen Wasser ausging - hier, am tiefsten Punkt des Triglav Nationalparks.
Nach einer gemütlichen Vesper an der Dantehöhle (leider aktuell nicht begehbar) besuchten wir noch den "Bärenkopf", den zwischen den Felsen der Klamm eingezwickte Stein soll einem nach unten schauenden Bären ähneln. Dann ging es über gefühlt 10.000 Stufen weiter hinauf bis zum letzten Stück: Der Teufelsbrücke.
Einen riesigen Vorteil gegenüber den Virje Wasserfall hat die Tolmin-Schlucht zudem: Am Ende gibt es ein Restaurant mit superleckeren Pfannkuchen mit Vanilleeis bzw. Eiskaffe. Redlich verdient heute!
Mit dem Blick von der Teufelsbrücke hinab in die Klamm, ging es zurück nach Bovec.
Am nächsten Tag hatte man definitiv einen Mordanschlag auf mich vor. Man steckte mich in einen leicht überdimensionierten Neoprenanzug, drückte mir ein Paddel in die Hand, ließ mich unbedarft in ein Miniatur-Schlauchboot steigen und schubste mich in den Fluss.
Ok, das ganze nannte sich unbegleitete Kanutour. Ein Fahrer brachte uns von Bovec an eine angeblich geeignete Einstiegstelle (N. hatte da so ihre Zweifel, was mich dann auch nicht beruhigte). Seine ausgiebige Einweisung: Wenn man den Bäumen zu nahe käme, Kopf nach vorne, damit es einem nicht das Gesicht zerkratzt (nette Aussichten), wenn man festsitzt mit dem Popo wackeln (wieso? Dann sitzt man doch wenigstens sicher!!!) und ansonsten: Wenn es ruppiger wird: Paddeln nicht vergessen! (Ruppiger?? Wie jetzt? Kann ich das Kleingedruckte nochmal sehen, bitte?) und mit einem letzten: "Else- Help each other!" war er verschwunden.
Schluck.
Wir sahen uns an.
N. skeptisch, ich skeptisch bis panisch.
Steffen war mit seinem Neopren beschäftigt.
C. und Philip grinsten über´s ganze Gesicht.
Gleich am Anfang eine (wie es schien unüberwindbar wilde) Stromschnelle. Gerade rein, nur nicht seitwärts! hämmerte ich mir selber ein, drehte mich versehentlich aber um 180Grad und hatte zu tun, nicht rückwärts durch das Geschaukel zu schießen. Genau mitten in der Schnelle kam ich seitwärts, eiskaltes Wasser schwappte ins Boot, ich kippte aber nicht um. Nur die Kälte, das Keine-Ahnung-haben-was-man-tut und vor allem die viel zu eng gezogene, drückende Schwimmweste versetzte mich in Schnappatmung. C. fischte mich raus, Philip lockerte mir die Weste, N. gab mir ein paar Tipps zum Paddeln. Ab da lief es besser. Ich versuchte nicht mehr, mich von den Steinen abzustoßen (der Fluss war dazu viel zu schnell) sondern die Strömung zu nutzen und mit ihr zu gleiten. Das leichte Kanu konnte mit ein, zwei Zügen dorthin gebracht werden, wo ich es hinwollte.
Am Ende konnten die Stromschnellen nicht hoch genug sein, das überschwappende Wasser erfrischte. So kamen wir weit vor der vereinbarten Zeit an die Ausstiegsstelle, bogen noch in einen ruhigen Seitenarm ein und hüpften ins Wasser.
Nach unserem Wasserabenteuer ging es am nächsten Tag unter die Erde. Wir besuchten die Tropfstein-höhlen von Postojna und die Felsenburg Predjama.
Wieder hatten wir Glück, auch ohne Online-Reservierung überhaupt Karten und dann auch noch ohne großer Wartezeit zu bekommen.
Mit einem Zug fährt man gut 10 min die 3 km in den Berg. Schon dabei kommt man durch wunderbare Säle mit verwunschenen Gestalten. Dass zu früheren Zeiten anhand solcher fantastischer Natureskapaden die wildesten Geschichten und Legenden geboren wurden, wunderte uns nicht.
Die Höhle von Postojna
Nach diesem erfrischenden Ausflug und einer original Bleder Kremsnitja brachte uns der Shuttlebus zur Burg Predjama, die seit gut 800 Jahren quasi uneingenommen zwischen den Felsen klebt. Wir erfuhren vom treuen Erasmus von Predjama, der seinen Belagerern Kirschen sandte, die er durch einen Geheimgang bekommen hatte, durch den er die Belegerung auch gut aushalten konnte, und der am Ende, verraten von seinem Diener, auf dem Klo doch noch abgeschossen wurde.
Auf der Rückfahrt überraschte uns ein Unwetter, wie wir es noch nicht erlebt hatten. Als ob von allen Seiten gleichzeitig Eimer voll Wasser gegen Karlchen geschleudert wurden, schafften es die Scheibenwischer selbst im höchsten Gang kaum, ein Minimum an Sicht nach vorne zu gewähren.
So schnell wie das Gewitter gekommen war, ebbte es wieder ab und zauberte einen wunderschönen Regenbogen.
Langsam hieß es Abschied von Slowenien zu nehmen und nach Italien / Bibione weiterzufahren. Eine saublöde Idee, wie sich schon bei Ankunft im "Camping Village" zeigte. Der Platz an sich war sauber und ok. Tolle Poolanlage, direkt am Meer. Doch der winzige Stellplatz lag quasi den gesamten Tag in praller Sonne, die Party ging bis 4:00 Uhr früh und auch sonst gab es, außer dem Schatten nachzujagen und sich irgendwie kühl zu halten, nichts zu tun für uns.
Nach zwei Tagen Hitze-Hecheln gaben wir entnervt auf und fuhren nach Hause.
Unser hoch privater Schattenspender...
Vielleicht sollten wir in 80 - 100 Jahren nochmal vorbeischauen.
Urlaub wie auf der Autobahn - überall Kfzs.
Dazwischen Karlchen - wer findet ihn?
Und selbst das Bad im Meer brachte in der lauwarmen Suppe keine Abkühlung.
Am letzten Abend endlich meine Calamare, dazu `nen Spritz und am nächsten Tag dann nach Hause.
Teutonengrill im August? Für uns nie wieder.
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Kommentare
Hallo liebe Cousine,
Du hast Dich tapfer geschlagen beim Kanufahren, es war noch lange keine Gefahr zum Untergehen... ich hätte Dich gerettet mit meinem Rettungsschwimmer.... und ich glaube sogar, sooo tief wär es gar nicht gewesen..
Dein Blog und die Bilder sind wunderbar unterhaltsam und regt sofort wieder an, den Camper, Bulli und Carlchen zu packen und loszufahren, immer dahin, wo keine Menschen, volle Campingplätze und Regen ist.....
Es gibt noch sooooo viel schöne Plätze zu entdecken.....
War schön mit Euch...
Liebe Grüße.....
Und alles ist war