Ab in den wilden Osten (Solotour)

Veröffentlicht am 26. September 2023 um 22:00

Nach Probecamping und dem längeren Sommerurlaub war der nächste Step logisch: Endlich Solo-Tour!

Damit alles ein bisschen im Rahmen blieb, wählte ich einen Wochenend-Trip, um nach Eisenach in Thüringen zu fahren. 

Eigentlich war die Route klar, doch mein Auto-Navi verweigerte hartnäckig die korrekte Adresse: Den Campingplatz am Altenburger See in Gerstungen gab es für es nicht. 

Na ja, so groß würde das Kaff schon nicht sein und Campingplätze sind ja normalerweise auch ausgeschildert. Und so ein See ist ja nun auch nicht unbedingt so leicht zu übersehen. 

Ja nun, im Ansatz richtig, aber wenn es von dem "Kaff" Gerstungen dann doch noch 20 min sind und der See, oder das, was man so nannte, 5 min Rumpelpiste von der Bundesstraße entfernt mitten im Wald liegt? Ohne Handy-Navi würde ich wohl heute noch danach suchen. 

Der Campingplatz jedenfalls war so lala. Die Sanitäranlagen und auch sonst alles sauber, Restaurant und Kiosk, alles da. Dazu 80% des Platzes mit Dauercamper (allerdings nicht vor Ort, deshalb alles etwas spooky).

Und ich weiß ja jetzt nicht: Gibt es irgendwo ein Gesetz, dass Dauercamper dazu verpflichtet, sämtliche Geschmacksverirrungen in ihren verlotterten "Vorgarten" zu döngeln? 

Jedenfalls wimmelte es nur so vor Plastikgartenzwergen, vergammelten Billigblumen, schrecklichen Spitzenvorhängen, "lustigen" Sinnsprüchen und bepflanzen Sperrmüll. Und zwischendrin fanden Karlchen und ich ein nur wenig abschüssiges Fleckchen für die nächsten Nächte. 

In der Nacht hämmerte ein Gewitter auf uns nieder. Donner folgte unmittelbar nach dem Blitz, das Wasser spiegelte alles wieder und ich war soooo froh, im Auto, und nicht in einem der immer schiefer stehenden Zelte zu nächtigen. Im Mikrocamper bei Unwetter ist es halt einfach urgemütlich. 

Am nächsten Morgen machte ich mir erstmal ein Tässchen Kaffee. Erstaunlich, wie der Füllstand von Zucker und Milchpulver nach der gestrigen Rumpelfahrt abgenommen hatte. Weil: Das Schild "Straßenschäden" meint in Thüringen erheblich anderes, als im Westen. Die allermeisten Häuser hier, waren fein herausgeputzt. Die allermeisten Straßen nicht -jedenfalls nicht die duch den Thüringer Wald. 

In der Annahme, auch das Kaffeepulver wäre deshalb in sich zusammengesackt, riss ich das Blechdöschen auf und saß in einer braunen Wolke. Autoinnenraum und Fahrerin mutierten augenblicklich zu einem olfaktorischen Hochgenuss jedes Kaffeeliebhabers. 

 

Das tolle an Solotouren ist, dass man auf niemanden warten muss. Nach Schoko-Porridge (ja, Porridge, weil Haferschleim halt einfach Scheiße klingt) holperten Karlchen und ich zurück zur Bundesstraße, dann immer weiter Richtung Nord-Osten. Große Namen begleiteten uns: Gotha, Weimar, Leipzig, Gera, Zwickau...

Namen, die einem bisher lediglich vom Politikunterricht der Realschule geläufig waren (BRD und DDR im Vergleich - vier Jahre lang!) und doch vor lauter Ehrfurcht die Körpertemperatur gleich ein paar Grad runterzogen. 

Doch heute sollte es erheblich weiter in die Vergangenheit zurück gehen. Mein erstes Ziel war Nebra -  dem Fundort der berühmten Himmelsscheibe. 

 

Schon der Anblick der "Arche Nebra" von außen war sensationell. Ein imposanter Bau mit goldenem Dach, das in den wenigen hellen Momenten dieses Vormittags funkelte. 

Drinnen dann ein interessantes, kleines Museum, über den Fund, die Herstellung und die wahrscheinliche Bedeutung der Scheibe. Auf ihr soll angeblich die Konstellation Frühlings- bzw. Herbstmond in Relation zur Sternengruppe der Plejaden dargestellt sein. Die ehemals 32 Sterne insgesamt zeigen den Zeitraum in Jahren an, bis Mondphasen und Erdumlauf um die Sonne wieder übereinstimmen. Die später angebrachten Seitenbögen messen genau Sonnenauf- und Untergang am längsten bzw. kürzesten Tag des Jahres. 

Eine eindrücklich gemachte Planetariumsshow erklärt das alles. Allerdings so, als wäre alles bereits unwiderlegbar bewiesen. Könnte es nicht doch auch ganz anders gewesen sein?  

Leider ist die Scheibe selbst als Original nicht hier an ihrem ehemaligen "Bestattungsort", sondern wie eben so oft im fast einstündig entfernten Nationalmuseum in Halle (Saale). Das stand heute auch noch auf dem Programm und Pömmelte, das Sonnenheiligtum weiter im Norden. Würde ich beides schaffen? Wenn nicht, was sollte ich zuerst ansehen? 

Da ich keine Lust mehr auf Museum hatte, entschied ich mich für Pömmelte. 

Pömmelte ist ein orginal rekonstruiertes Ringheiligtum, wie das Berühmte aus Stein in England. Es wird deshalb auch oft als das "Stonehenge von Deutschland" bezeichnet, obwohl es hier nie "Stones" gab. 

Es ist wie auch die Arche Nebra eine der sechs Stationen der Himmelswege. 

Mir gefiel meine  Wahl. Nachdem ich mir einen Überblick über die Anlage vom Aussichtsturm verschafft hatte und mich durch die vielen, wirklich gut gemachten Infosteine gearbeitet hatte, trat ich ein. Sofort legte, gebrochen an den vielen Pfosten, sich der Wind und Ruhe umfing mich. Mehr als Ruhe - es fühlte sich unendlich friedlich an. Der Ort hatte etwas Magisches. 

 

Sowohl die Arche Nebra, wie auch das Sonnenheiligtum hatte etwas Fantastisches an sich. Eigentlich wollte ich auf der Rückfahrt noch die Dolmengöttin von Langeneichstädt besuchen (Vor Ort ein Replikt, das Orginal natürlich in Halle), verfuhr mich dank dem Auto-Navi aber so, dass ich entnervt aufgab und, das Auto auf einer leeren Autobahn mal so richtig ausfahrend, zum Campingplatz zurück fuhr. Knapp 12 Stunden on the road reichten für einen Tag. 

Da ich wegen Philips Klassenfahrt bereits Samstag Nachmittag nach Hause fahren musste, stand am nächsten Tag erst einmal das Hauptziel dieser Tour auf dem Programm: Die Wartburg in Eisenach. 

Man kann die Innenräume nur während einer Führung besichtigen. Doch da ich nun so weit gefahren war, und fast eine Stunden zu Fuß den Berg erklommen hatte (oh ja, es gibt dort oben Parkplätze. Aber das durchgestrichene Parkplatzschild hatte mich treu-deutsch-doof umkehren lassen. Aber ich wollte mich nach so viel Sitzerei ja sowieso ein bisschen bewegen) wartete ich dann auch noch die fast zwei Stunden bis zu meiner Führung bei eisiger Brise. 

Was soll man sagen? Es hat sich wirklich gelohnt. Die Bier-bestückte Männergruppe hätte es zwar nicht gebraucht (die Führerin flippte beinahe aus. Offene Bierflaschen im Krönungssaal der Wartburg!!!!), doch die Glasmosaiken in der Elisabeth-Kemenate und auch der getäfelte Thronsaal mit Spitzenakustik waren alles Gewandere und Gewarte wert. 

Ganz am Ende kommt man dann zum Luther-Zimmer. Ein Gebäude, voll spannendster Geschichte und Geschichten. 

Danach hatte ich natürlich gehörigen Hunger auf ein weiteres "Wahrzeichen" dieser Region: Einer Thüringer Rostbratwurst!

Wahrscheinlich nicht ganz original, aber lecker mit Bauzener Senf und Röstzwiebeln, direkt auf der Wartburg. 

Es war früher Nachmittag, als ich wieder beim etwas nicht ganz legal geparkten Karlchen ankam.  Was nun? Auf Proll in Eisenach hatte ich nach den Herren mit eindeutigem Geruch und entsprechenden Verhalten während der Führung keine Lust mehr, also fuhr ich zur Drachenschlucht, um noch etwas vor der langen Heimfahrt zu laufen.  

Nur war ich da leider nicht der einzige mit dieser Idee. Alle der drei Parkplätze waren gerammelt voll. Also weiter zum Rennsteig/ Hohe Sonne. Von hier hätte man einen wunderbaren Blick über halb Thüringen. Hätte - denn auch hier keine Parkmöglichkeit. Ich wartete etwas abseits, doch niemand fuhr weg. Zurück bis nach Eisenach? Keine Lust. Den Punkt "Alleine im Wald wandern" hatte ich ja bereits von meiner Bucketlist streichen dürfen. 

Ich fuhr nach Hause. 

 

Resümee aus der ersten Solotour?

Erstmal: Ich kann es noch. 

Und: Karlchen kann es auch. Knapp 1400 km  in drei Tagen, teils über heftige Straßenzustände (nun, es sollte ja ein erster Schritt Richtung Island-Tour sein.) 

Die Thermarest-Matratze hat sich als sehr sperrig beim Indoor-Kochen erwiesen. Zwei 1m lange Teile, die man über die Kopfstütze auf den Fahrersitz schieben kann, wären geschickter. Mal sehen, was ich da basteln kann. 

Das Indoor-Kochen klappte ausgezeichnet. 

Komplett enttäuscht hat mich die USB-Wasserpumpe. Grundsätzlich geschickt, Schlauch in den Wasserkanister hängen, Knopfdruck - Wasser läuft. Durch den aufgebauten Unterdruckt zog die Pumpe allerdings auch ausgeschaltener Weise fleißig weiter Wasser. Und ich hatte natürlich den Stöpsel im Waschbecken- wäre ich eingeschlafen, wäre es noch feuchter am nächsten Morgen gewesen. 

Feucht? Jipp. Draußen knappe 5 Grad, drinnen kochen und ich. Atmend. Am nächsten Morgen waren alle Fenster beschlagen. Morgendliches Wischen ist Pflicht beim Herbstcamping. Wie das bei eingebauten Regalen geht? Schimmelt das denn dann nicht? Ich war jedenfalls froh, die Filzrückwände abnehmen zu können. Auf der Fahrt heizte ich ein was ging, wartete ein paar Minuten, riss die Fenster auf, heizte wieder, Fenster auf ... Die Feuchtigkeit reduzierte sich schnell. 

Die nächste Feuchtequelle war dann mein geliebter Mug, der randvoll mit Schorle, umfiel. Ich besorgte sofort eine Box, die ich auf dem Beifahrersitz festschnallen kann. Darin kann ich dann alles, was ich während der Fahrt brauche, aufbewahren. 

Außerdem gibt es bald noch ein Netz an der Hecktüre auf der Beifahrerseite, damit die Nachtlektüre nicht Gefahr läuft, in den Dreck zu fallen, wenn man die Türe öffnet. Und eines unter der Arbeitsplatte neben der Spüle, in dem ich Brot, Obst, Gemüse ... lagern kann. 

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